Am 19.07.2022 hatte unser BEF Alphakurs Besuch von Herrn Dr. Peter vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. BEF Alpha steht für „Bildungsjahr für erwachsene Flüchtlinge mit keinen oder geringen Sprach- und Schreibkenntnissen“.
Der BEF Alphakurs mit paralleler Kinderbetreuung, wird in der Beschäftigungsgesellschaft des Landkreis Konstanz bereits seit 2019 in der freien evangelischen Kirche in Radolfzell durchgeführt und startete im April 2022 damit zum 4. Mal. Zwölf Frauen aus insgesamt sechs verschiedenen Herkunftsländern lernen hier aktuell neben der deutschen Sprache und IT-Grundkenntnissen auch, wie sie sich in Deutschland orientieren können, welche Rechte sie in Deutschland genießen und welche Pflichten zu beachten sind. Während die Frauen vormittags von 08:30 Uhr bis 13:30 Uhr im Unterricht sind, werden ihre Kinder von 0 – 3 Jahren durch Erzieherinnen in angeschlossenen Spiel- und Ruheräumen betreut.
Ein großer Schwerpunkt im BEF Alphakurs ist, neben Spracherwerb und Vermittlung von Alltagskompetenzen, die Berufsorientierung. Die Frauen setzen sich hier mit den Erfordernissen des Arbeits- und Ausbildungsmarktes auseinander und erproben sich in verschiedenen Berufsfeldern. So wurde beispielsweise am 19.07.2022 mit Dozentin Birgitta Auer ein Teelichthalter aus Holz hergestellt. Es wurde gefräst, gesägt, abgeschliffen und geschmirgelt, bis jede Teilnehmerin stolz einen eigenen, selbst gemachten Kerzenhalter in der Hand hielt. Dass die Frauen mit handwerklichen Berufen in Berührung kommen, haptisch arbeiten und immer wieder etwas Neues lernen sei sehr wichtig, so Frau Auer. Sie versuche an jedem Kurstag zu vermitteln, dass Frauen stark seien und dass jede alles schaffen könne. In den vorangegangenen Wochen wurde auch mal gehäkelt, es wurde ein Mobile hergestellt und ein Teddybär genäht, was vor allem bei den Kindern sehr gut ankam. Von der Betriebsbesichtigung der Konditorei Café Huber in Engen, waren die Frauen total begeistert und angetan. Der nächste Ausflug wird die Frauen in die Entsorgungsbetriebe führen, um das Thema Mülltrennung und Umweltschutz aufzugreifen.
Herr Dr. Roland Peter zeigte sich, nicht nur von den Projekten, sondern von der gesamten Kursumsetzung, der Struktur im Unterricht, der Kinderbetreuung und den Fortschritten der Teilnehmerinnen begeistert. Lediglich das Thema Arbeitserlaubnis stellt die Kursleitung Frau Regina Rebstock immer wieder vor Herausforderungen. Frauen im Duldungsverfahren haben in der Regel keine Arbeitserlaubnis und dürfen auch kein Praktikum machen. Dies bildet aber einen großen und wichtigen Teil des BEF Alpha Konzeptes ab. Damit die Frauen eine Arbeitserlaubnis erhalten, muss im Vorfeld viel mit den jeweiligen Ausländerbehörden telefoniert werden. Dies ist nicht nur zeitaufwändig, sondern auch nicht immer zielführend. „Manchmal kommt man einfach nicht weiter und die Frauen bekommen für das Praktikum keine Erlaubnis“. Diesem grundsätzlichen Problem möchte sich Herr Dr. Peter gerne annehmen und versuchen, hier eine schnelle und pragmatische Lösung in Kooperation mit den Ausländerbehörden herbeizuführen.
Dass das Modell BEF Alpha trotz aller bürokratischer und privater Herausforderungen und Hürden ein erfolgreiches, sinnhaftes und zielführendes Projekt ist, zeigen positive Beispiele aus vergangenen Kursen. Diese Frauen sind nun in Ausbildung, holen ihren Hauptschulabschluss in der Beschäftigungsgesellschaft nach oder besuchen weiterführende Sprachkurse. Vor allem aber steigt das Selbstwertgefühl der Frauen alleine dadurch, dass die deutsche Sprache und Alltagskompetenzen, Schritt für Schritt und wertschätzend vermittelt werden.